B. Flimm
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Eine Kolumne von Bastian Flimm
13. Mai 2021
Mit vereinten Kräften kann die Klimakrise gemeistert werden, mit von der Partie sind Douglas Adams, Kraftwerk, Hippokrates und Jesus
Um sich vor einer drohenden Pest zu schützen, beschloss die Stadt Venedig im Jahr 1374, dass verdächtige Schiffe zwar in den Hafen einlaufen, aber ihre Besatzung für 40 Tage nicht ans Land durften. Der Begriff „Quarantäne“ leitet sich hieraus ab, denn das italienische Wort „quaranta“ bedeutet 40. Aber warum ausgerechnet 40? Eine mögliche Quelle ist Hippokrates von Kos, der berühmte Arzt des Altertums, der schrieb, dass der Wendepunkt einer Krankheit oft nach 40 Tagen erfolgt. Was wäre geschehen, wenn er eine andere Zahl gewählt hätte? Zum Beispiel 42, immerhin die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. In der Romanreihe von Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“ erfahren wir, dass ein Computer 7,5 Mio. Jahre benötigte, um diese Antwort zu ermitteln. Jedoch ist niemand mit der Antwort zufrieden und schnell hat man die Ursache zur Hand: die Frage war zu allgemein formuliert. Um die konkrete Frage zu finden, entwickelt man einen sehr, sehr großen Computer. Samt all ihren Bewohnern ist dieser Computer die Erde.
Die deutsche Übersetzung des ersten Teils der Romanserie erschien vor 40 Jahren, im Jahr 1981. Ob die Musiker von Kraftwerk darin blätterten? Jedenfalls erblickte zeitgleich ihr Album „Computerwelt“ zum ersten Mal das Licht der Welt. In einem Interview sagte Ralf Hütter von Kraftwerk einmal: „Roboter seien immer das Wesen der Band gewesen, … und seien geduldiger bei Journalisten oder Fotografen.“ Eine solche Aussage ist wie gemacht für das Jahr 2021, denn gerade in Zeiten einer Quarantäne sind Roboter selbstverständlich die bessere Alternative. Aber diese Woche stand nicht die Corona- sondern die Klimakrise im Visier der Bundesregierung. Das Klimaschutzgesetz wurde aufgrund der Rüge des Bundesverfassungsgerichts verschärft. Schon im Jahr 2045 soll Deutschland klimaneutral sein, nicht erst 2050. Je nachdem wen man fragt, wird die Maßnahme als vernünftig, lückenhaft, scheinheilig oder überflüssig bezeichnet. Das Spektrum der Meinungen ist derart unübersichtlich, dass sich eine Vermutung aufdrängt: die Menschheit ist schlichtweg überfordert.
Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt der Idee von Kraftwerk zu folgen. Verwandelt der Mensch sich in ein Hybridwesen, in einen Roboter-Menschen, können die Auswirkungen jeder Handlung ausgerechnet bevor sie ausgeführt werden. So kann in jedem Fall die für das Klima beste Entscheidung getroffen werden. Aber wie geht so eine Metamorphose? Heute an Christi Himmelfahrt möge Jesus als Vorbild dienen: er verbrachte 40 Tage zwischen Ostern und Himmelfahrt mit seinen Jüngern, erst danach konnte er in die göttliche Herrlichkeit eintreten. Es darf also jede/r im Freundeskreis eine 40-tägige Gruppenquarantäne mit Brot, Wein und Computerwelt auf dem Plattenteller feiern. Wenn nicht am 40. Tag, dann spätestens am 42. Tag, erfolgt die lang ersehnte Verwandlung. So steht es geschrieben, nicht nur in der Bibel, sondern auch bei Hippokrates von Kos und natürlich bei Douglas Adams.